Eine Frage der Energie

Keine Spur verschlafen. Dabei sind die Lichter des Bürokomplexes vom Energiespezialisten Schneider Electric in Horgen am Zürisee noch alle aus. Wir sind die einzigen Menschen, die hier um halb sechs schon Lärm machen. Dr. Barbara Frei (52) aber reibt sich die Hände warm. «Los gehts!»

16.5.2022

Dreimal pro Woche trainiert die Topmanagerin seit sie Mitte zwanzig ist. Ab und zu reicht die Zeit für einen Halbmarathon. Meist aber geniesst sie ohne Druck und Wettkampf im Nacken einfach die Natur. «Man sieht was, ist bei den Tieren», sagt sie. «Als ich in Düsseldorf lebte, da liebte ich das Joggen bei den Stadthasen im Park. Ich war wohl die einzige, die bei jedem Wetter nach draussen ging. Das ist auch jetzt noch mein Ausgleich vor dem Arbeitstag im Büro.»

Wir leben jeden Tag vor uns hin und nehmen Strom als selbstverständlich wahr. Als etwas, das uns ganz natürlich umgibt wie Wasser.

Mit Sitz in Horgen führt Barbara Frei als Executive Vice President heute den globalen Geschäftsbereich «Industrial Automation». Der global operierende Tech-Konzern mit über 128'000 Mitarbeitenden ist führend in der digitalen Transformation von Energiemanagement und Automatisierung und hat sich zum Ziel gesetzt, Energie und Ressourcen für alle optimal nutzbar zu machen. Damit soll die Dekarbonisierung vorangetrieben, der Weg zu Nachhaltigkeit geebnet werden. Schneider Electric spricht dabei von: «Life Is On.» Konkret fördert das Unternehmen digitale Transformation durch neue Prozess- und Energietechnologien, die Vernetzung von Produkten mit einer Cloud, durch Steuerungskomponenten sowie mit Software und digitalen Services über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Das ermöglicht ein integriertes Management für private Wohnhäuser, Gewerbegebäude, Rechenzentren, Infrastruktur und Industrien.

Ihr eigenes Haus hat Frei, natürlich, komplett sanieren und neu isolieren, die alte Elektroheizung aus den Siebzigern durch eine Wärmepumpe ersetzen lassen. Solarpanels auf dem Dach sollen folgen. Mit dem Elektroauto fährt die Managerin oft auf Geschäftsreise nach Deutschland. Jetzt wird aber erstmal zu Fuss losgelegt, an dem Nachbargebäude der Feller AG vorbei. In der Schweiz dürfte die Tochter von Schneider Electric den meisten Menschen bekannt sein. Schliesslich kommt jeder, der Steckdosen oder einen Lichtschalter benutzt, früher oder später mit dem Traditionsunternehmen in Kontakt. Die Hälfte aller Steckdosen hierzulande stammt aus dessen Hause. Barbara Frei erklärt kontrolliert, ruhig und bedacht, sogar beim Rennen. Aber, wenn man Glück hat, bricht es plötzlich aus ihr heraus, dieses herzhafte und laute Lachen. Ob eine Chefin von xy Mitarbeitenden morgens die erste am Pult sein müsse? «Das denke ich nicht! Das machte ja keinen Sinn.» So wie jetzt. «Ich selber bin aber ein Morgenmensch und setze meine ersten Calls um sieben Uhr an. Dafür kann ich nicht bis in die Nacht hineinarbeiten. Um acht ist für gewöhnlich Schluss.»

Unsere Fragen, ihre Antworten

Die Angst geht um: vor dem Blackout, vor einer Energieknappheit, vor steigenden Preisen oder der Atomkraft. In der Gesellschaft kursieren Halbwissen und Fragen rund um Energiethemen.  Barbara Frei beantwortet sie – in Wort und Bild.